28. September 2016

Daumen hoch - jetzt wird getrampt!



Ein Reisebericht über einen Urlaub in dem Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Herzlichkeit nicht nur großgeschrieben, sondern auch fettgedruckt und unterstrichen waren! Nach und durch Kroatien im Auto, Bus, LKW, Wohnmobil, auf dem Schiff und zu Fuß.


Zunächst vielleicht an paar Worte übers Trampen.
Das Trampen ist in den letzten Jahrzehnten immer unattraktiver geworden. Dies mag eventuell am größeren Angebot an Wochenendtickets, Billigfliegern, Mitfahrzentralen oder Fernbussen liegen. Dennoch glaube ich, dass viele einfach Angst haben, sich an den Straßenrand zu stellen, ohne eine Ahnung zu haben ob, wer und vor allem auch wann jemand anhält. Man hört nur die Geschichten von Leuten die schlechte Erfahrungen mit dem Trampen gemacht haben. Das ist sehr schade, denn es gibt wahnsinnig viele Leute die regelmäßig per Anhalter unterwegs sind, ohne jegliche Zwischenfälle. Wikipedia sagt zur Sicherheit des Trampens: „Es gibt nur wenige Studien, in denen die Sicherheit des Trampens geprüft wurde. Eine Untersuchung der California Highway Patrol aus dem Jahre 1974 konnte kein höheres Risiko für Anhalter feststellen, Opfer eines Verbrechens zu werden. Eine Studie des Bundeskriminalamts Wiesbaden stellte 1989 fest, dass das tatsächliche Risiko beim Trampen niedriger als allgemein vermutet ist. Die Autoren der Studie rieten daher nicht grundsätzlich vom Trampen ab. Zwar kommt es laut der Studie in manchen Fällen gegenüber Frauen zu anzüglichen Äußerungen und dummen Sprüchen, diesen seien sie jedoch auch im Alltag ausgesetzt. Gewalttaten seien sehr selten.“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Trampen)

 
Dieser Bericht soll alle Zweifler erreichen und ermutigen, sich mal was zu trauen. Über den eigenen Schatten und die eigene Angst zu springen. Was zu wagen und über sich selbst hinaus zu wachsen. Flexibilität und Geduld zu üben. Sich auf fremde Menschen ein- und verlassen.


"Hey komm wir fahren in Urlaub!"
"Ach shit ich hab eigentlich grad' nich' so Kohle."
"Na dann, lass uns einfach Trampen!"


So oder zumindest so ähnlich begann die "Planung" meines diesjährigen Sommerurlaubs nach Kroatien. Meine Freundin Harry war schon des Öfteren per Anhalter in ganz Deutschland unterwegs, ich hatte bisher jedoch keinerlei Erfahrung. Abenteuer war also vorprogrammiert.

Gibt man die Strecke von Schwäbisch Gmünd nach Kroatien in einen Routenplaner ein, so werden rund 800km als Entfernung ausgespuckt. Challenge accepted! Uns war bewusst, dass es so gut wie unmöglich ist, diese Strecke an einem Tag zu schaffen. Wir planten also im Voraus einen Stopp auf einem Campingplatz am Mondsee in Schwarzindien ein. Warum genau da? Weil wir den Namen lustig fanden und es in Fuschl am See leider keinen Campingplatz gab (auch hier liegt nahe, wieso wir da hin wollten). Zudem hatten wir angedacht nach einer Nacht in Österreich noch eine Nacht in Slowenien zu übernachten. Wie ihr gleich lesen werdet, kam alles doch ein wenig anders.

Wir packten also unsere 7 Sachen in unsere Backpacks, die wir liebevoll heavy Herbert und heavy Helga tauften, befestigten die vorbereiteten Pappschilder am Rucksack, klemmten uns das Zelt unter den Arm und stiefelten am Donnerstag den 08.09.16 von Zuhause los in Richtung B29 nach Aalen. Dann ging's also los. Schild in die Höhe, Daumen raus und immer recht nett grinsen! Ich muss ehrlicherweise sagen, dass ich zwischendurch mal dachte, ob wir eigentlich den Arsch offen haben, so ‘ne Aktion zu starten. Meine Freunde hatten übrigens dieselben Überlegungen angestellt. Wie auch immer, nach ca. 20 Minuten hielt das erste Auto. Martin, Familienvater aus Aalen, der uns direkt zur Autobahnauffahrt Richtung Ulm/München brachte. Dort angekommen, standen wir etwa 5 Minuten bis uns zwei Herren Mitte 20 in ihrem fetten Geschäftswagen eingesammelt haben. Danke an dieser Stelle an Niclas und Paul für den Ruhepuls von 180 bei 250km/h auf der Autobahn. In Windeseile waren wir dann in München angekommen, wo die Boys uns an dem Autobahnzubringer zur A8 springen lassen haben. Dort war erst mal Zeit für ‘ne kleine Vesper- und Pipipause. Das Schild mit der Aufschrift "Salzburg" war schon vorbereitet und wurde den vorbei fahrenden Autos abwechselnd von Harry und mir präsentiert. In der prallen Mittagssonne zu stehen ist für zwei Sonnenstichkandidaten, wie Harry und mich, nämlich nicht ganz so ungefährlich. Eine liebe Radfahrerin wies uns nach einiger Zeit darauf hin, dass unser Schild nur schwer lesbar ist, da wir nur die Buchstaben Umrissen gezeichnet hatten. Wir füllten also die Buchstaben aus und stellten uns wieder gut gelaunt an den Straßenrand. Etwa eine halbe Stunde später hielt ein Auto an. Ich rannte nach vorne, um zu fragen, wohin sie denn fahren. Die zwei Männer, die uns nach Rosenheim mitnehmen wollten, machten in irgendeiner Form einen seltsamen Eindruck auf mich und mein Bauchgefühl war recht mulmig. Von vornherein haben Harry und ich ausgemacht, dass wenn nur einer sich bei irgendetwas unwohl fühlt, wir die Aktion sein lassen. Harry hatte also vollstes Verständnis und ich hab dem möglichen Lift gesagt, dass wir doch lieber warten, bis uns jemand direkt nach Salzburg mitnimmt. Vermutlich habe ich den beiden Unrecht getan, denn sie wären extra einen Umweg für uns gefahren um uns nach Rosenheim zu bringen. Wie sich aber später herausstellen sollte, war das aber doch ganz gut, dass wir nicht mitgefahren sind. Einige Zeit und gefühlt hunderte Autos später, hielt zum Glück mal wieder einer an. Ich bin also wieder los gerannt zum haltenden Auto. Vor verschlossener Tür und geschlossenen Fenstern wunderte ich mich, warum der Kerle jetzt nicht mit mir reden will, schließlich hat er ja angehalten. Nach kurzer Zeit entriegelte er das Auto und ich öffnete die Türe. „Heeey hallo, wo fährst du denn hin?“ etwas perplex antwortete er mir, dass er über Salzburg nach Kroatien fährt. JACKPOT BABY! Nachdem ich ihn gefragt habe, ob er uns mitnehmen kann, trugen wir auch schon Sack und Pack zum Auto. Unser recht ungesprächiger Lift, dessen Namen wir uns auch nach zwölf Mal vorstellen nicht merken konnten, bot uns also schließlich an, uns die komplette Strecke mit nach Kroatien zu nehmen. Unglaublich. 772 km an nur einem Tag. Wir fuhren also mit den besten albanischen Beats (6 CDs im CD-Wechsler und auf allen dieselben Lieder nur in unterschiedlicher Reihenfolge) über Salzburg, Graz, Maribor nach Varaždin. Als wir über der Grenze waren, taute er etwas auf und wir verstanden wieso er die ganze Zeit recht angespannt war. Er erklärte uns, dass er eigentlich niemanden per Anhalter mitnimmt, weil man ja nie weiß, was die Leute so in ihren Taschen haben. Auf Nachfrage, wieso er dann angehalten hatte um uns mitzunehmen erfuhren wir, dass er eigentlich nur seine Ausfahrt verpasst hatte, sein GPS am Handy kurz laden lassen wollte und ich dann schon wie eine Bekloppte vor seinem Fenster stand. Herrlich, was es für Zufälle gibt. Unser albanischer Freund hielt uns im Übrigen tatsächlich für etwas bescheuert und lebensmüde. „Mädels, ihr wisst schon, dass es von Stuttgart aus einen Bus nach Zagreb gibt für 40€?!“ – Wussten wir zwar nicht, hätten wir aber auch trotzdem nicht gemacht. Spara, spara, zelta ganga (deutsch: sparen, sparen, zelten gehen ;) ). Jetzt taute DJ Skip erst richtig auf und erklärte uns, dass er uns gerne mit zu seiner Frau und seiner Tochter, die er dort aus dem Urlaub abholte, mitnehmen würde, es aber nicht sein Haus sei und er deswegen nicht einfach fremde Leute mitbringen kann. Er war wahnsinnig bemüht uns einen sicheren Platz zum Zelten zu finden. Seinen ersten Vorschlag im Park neben dem Bahnhof zu zelten lehnten wir trotzdem dankend ab. Wildcamping ist in Kroatien, wie in vielen anderen Ländern nämlich eigentlich verboten. Wie wir jedoch im Laufe unserer Reise lernten, ist es zwar verboten, doch wirklich interessieren tut sich niemand dafür, solange man nicht neben staatlichen Gebäude o.Ä. zeltet. Seine Argumentation: Wenn wir neben dem Bahnhof im Park weggeschickt werden von der Polizei, wäre direkt daneben ein Hotel, total super! Dennoch bestanden wir darauf, dass er uns irgendwo in der Pampa rauswirft. Wollte er aber partout nicht. Also einigten wir uns darauf, dass er uns an einem Einkaufszentrum (10 albanische Minuten zu Fuß, tatsächlich aber 40 Minuten Fußmarsch von der Stadt entfernt) rauslässt. Seine Argumentation hier: Wenn irgendwas passiert seien wir ganz schnell an einer Tankstelle und anderen Einkaufsmöglichkeiten und könnten Hilfe holen, telefonieren oder Essen und Trinken kaufen. Wahnsinnig freundlich, besorgt und bemüht hat er uns also an besagtem Einkaufszentrum raus gelassen. Unsere erste Nacht auf kroatischem Boden verbrachten wir also zwischen einem Einkaufszentrum und einer Lagerhalle, die stark einer Legehennenbatterie-Halle ähnelte, auf einer Wiese. Unser Abendessen am Zelt im Mondschein, unterm Sternenhimmel um 22 Uhr war mehr als stilecht und romantisch. Ehrlich! Tag 1 war also mehr als erfolgreich.
 
Tag 2 startete nach einer ordentlichen Mütze Schlaf, mit eine wunderbaren Kaffee aus unserem deluxe Campingkocher mit anschließendem vollbepacktem Fußmarsch in die schöne Innenstadt von Varaždin. Unsere Tour wurde bei einem weiteren Kaffee in einem schnuckeligen Café geplant. Varaždin – Zagreb – Karlovac – Rijeka. Endlich ans Meer, so der Plan. In Varaždin stellten wir uns an eine viel befahrende Straße, in der Hoffnung auf der richtigen Straßenseite zu stehen. Nach einiger Zeit hielt Miroslav an. Ein wahnsinnig netter Kroate, der uns erstmal erklärte, dass wir uns den bescheidensten Platz zum trampen ausgesucht haben. Kurzerhand fuhr er uns also zur Mautstelle an der Autobahn in Richtung Zagreb und bot uns an, dass wir, falls wir nicht weg kommen, gerne anrufen können. Er würde uns dann wieder abholen abends und uns den Schlüssel zu seiner Ferienwohnung im Wald geben. Er selbst sei dann zwar nicht da, es sei auch nix luxuriöses, wir könnten da aber gerne 1-2 Nächte bleiben. Miroslav geht selbst jeden Sommer einige Monate reisen – trampend versteht sich. Ohne Zelt und Plan reist er also durch Europa und lernt so immer wieder tolle Menschen kennen, die ihm, wie er uns, anbieten bei ihnen zu übernachten. Wir waren wirklich überrascht wie unglaublich nett alle Menschen, die wir bisher auf unserer Reise kennenlernten, waren. Mit einem wunderbaren Gefühl stiegen wir also an der Mautstelle aus, dankbar, dass Miroslav so unglaublich nett war und mit dem Wissen die Nacht auf jeden Fall sicher irgendwo verbringen zu können. Nach 5 Minuten aber hielt der freundliche LKW-Fahrer Gabor an. Ein Ungar, der kein Wort Deutsch und nur sehr spärlich Englisch sprechen konnte. Mit Händen und Füßen haben wir uns dennoch die Fahrt über unterhalten und viel zusammen gelacht. Harry saß wie die Queen herself hinten auf Gabors Bett im Schneidersitz, mit bester Sicht auf die Straßen. Gabor ließ uns an einer Raststätte nördlich von Zagreb aussteigen und fuhr weiter in die Stadt. An der Raststätte standen wir dann erst einmal ‘ne ganze Weile, bis Harry dann ein paar Kroaten auf der Rückreise von der Montage fand, die uns mitnehmen wollten. Vier kroatische Männer, von denen einer lauter und temperamentvoller als der Andere war. Fürs Protokoll: Nur einer konnte Englisch, alle 4 haben aber gleichzeitig auf Harry eingeredet. Die Karte die wir dabei hatten, wurde Harry aus der Hand genommen, in alle Richtungen gedreht und wild diskutiert (was genau konnte Harry nicht ganz verstehen, da ihr kroatisch etwas eingerostet war;) ). Ich beobachtete das Spektakel und war dann erleichtert, als Harry irgendwann freudestrahlend zurück kam und meinte, dass die Jungs uns ein paar km weiter an eine „bessere“ Raststätte mitnehmen würden. Also stiegen wir zu den Jungs in den Bus und wurden erstmal auf ein Bier eingeladen, welches wir aber um die Uhrzeit noch nicht trinken wollten. In der Hoffnung, dass der Fahrer des Wagens bei seinem ersten sogenannten Fahrbier war, kamen wir aber nach einigen Umwegen an. Die kroatischen Boys sind extra für uns einen Umweg gefahren bzw. in die andere Richtung, weil sie uns unbedingt helfen wollten. Jetzt waren wir also nord-westlich von Zagreb, an einer Autobahn in Richtung Split/ Rijeka. Miroslav, unser erster Lift des Tages, erzählte uns, dass wir unbedingt nach Dalmatien sollten, da dort das Meer wunderschöner sein sollte, als in Istrien oben. Flexibel wie wir sind, hat Harry natürlich direkt ein Schild mit der Aufschrift „Split“ bemalt. Wer will schon nach Rijeka, wenn man auch nach Split kann?! Eben. 5 Stunden an der Raststätte, ohne ein einziges Auto das nach oder in Richtung Split fährt, kamen uns erste Zweifel. Okay, die kamen auch schon nach 2 Stunden. Wir haben wirklich alles Menschenmögliche getan, um von diesem Rastplatz weg zu kommen. Gesungen, getanzt, jongliert, gelacht, Daumen raus, Schild hoch, zu zweit, allein, Leute direkt angesprochen. Nichts. Man muss dazu sagen, dass wir wahnsinnig viele tolle Menschen kennengelernt haben, die uns eingeladen haben mitzufahren. Nach Bosnien, ins Landesinnere und und und. Aber nein, wir wollten ja ans Meer. Nachdem es uns irgendwann egal war wohin wir fahren, bemalten wir ein Schild mit der Aufschrift „to the sea“. Egal wohin, Hauptsache ans Meer, bitte! Als es dann gegen 20 Uhr dunkel wurde, gaben wir die Hoffnung auf und setzten uns mit einem Radler zu den LKW Fahrern, die sich auf die Nacht gepflegt einen reingelassen haben. Etwas später packte mich dann nochmal die Motivation und ich zog los um jemanden zu finden der uns mitnimmt. Mittlerweile war egal ob Meer oder nicht. Das Ziel hieß nun: weg von diesem Rastplatz! Das Problem war, dass es am Rastplatz ein Motel gab. Deswegen hätten wir unser Zelt nicht einfach so irgendwo hinwerfen können. Eine Nacht im Motel wären 60€ gewesen. Das war natürlich unbedingt zu vermeiden. Als ich mich dann damit abgefunden hatte, die Nacht an der Autobahn zu verbringen, startete Harry nochmal durch. Ein paar slowenische Männer erklärten uns, dass wir doch nach Zagreb rein sollten, von dort aus gäbe es einen Bus nach Split. Die Welt kann so einfach sein, es sei denn man will so viel Geld wie möglich sparen. Der eine Kerl wollte uns dann sogar ein Taxi nach Zagreb bestellen, sehr bemüht darum, dass wir dort weg kommen. Wir lehnten natürlich dennoch ab. 10 Minuten später, kam Harry völlig glücklich und zufrieden auf mich zu. „Rate mal wohin wir jetzt noch fahren! Bis kurz vor Split!“. Easy oder?! Man muss manchmal einfach 6 Stunden an einer abgefuckten Raststätte abhängen, bis einen das Glück wieder findet. Günther und Inge, die zwei besorgten Österreicher, fragten uns natürlich erstmal ob wir deppert sind, als zwei Mädels in der Weltgeschichte rum zu trampen. Irgendwie fanden sie’s aber dann doch cool. Günther trumpfte auf mit seinem geografischen Wissen über Kroatien. Ob er uns oder Inge imponieren wollte bleibt fraglich. Wir fuhren also mit den beiden bis nach Vodice. Dort trafen wir direkt zwei nette Kroaten, die uns halfen einen „geeigneten“ Zeltplatz zu finden. Als Günni und Inge an uns vorbei gefahren sind, haben die sich sicher auch erstmal an den Kopf gefasst – kaum 2 Minuten da, schon 2 Kerle im Schlepptau. Die zwei besagten Kerle waren auf Kurzurlaub in Vodice und auf dem Weg in einen Club. Nachdem wir die Einladung doch mitzukommen höflich ablehnten brachten sie uns an den Zitat „einzigen Platz an dem man Campen kann“. An der Strandpromenade. Direkt an der Strandpromenade. Hinter einer ausrangierten Trampolinanlage. Neben einem Abwasserkanal. Neben einem verlassenen, graffitibesprühten Gebäude. Feels like home. Gute Nacht!


Der Morgen war dann umso schöner. Von der Sonne wachgeküsst, mit Kaffee und den Füßchen im Meer. Endlich! Nach all der Anstrengung des Vortags, entschieden wir doch mal etwas Geld zu investieren und fuhren von Vodice nach Stobreč. Umgerechnet glaub 10€. Läuft! Vor allem wenn man bedenkt, dass wir die beiden Tage davor von insgesamt 5€ gemeinsam gelebt haben. In Stobreč auf dem Campingplatz angekommen haben wir wie selbstverständlich Harrys Nachbarn, die sie seit klein auf kennt, getroffen. Logisch, am Arsch der Welt, auf ‘nem riesen Campingplatz. Wie sagt man doch so schön – die besten Geschichten schreibt das Leben selbst! An dieser Stelle dicke props to Geli und Uwe, die uns die Tage auf dem Campingplatz noch tausend Mal schöner gemacht haben, danke für den Unterschlupf beim Gewitter, danke für die leckerste Grillwurst der Welt, danke für die tollen Gespräche, danke fürs Bier, danke für die leckere Pizza und danke, dass es für euch so selbstverständlich war mit uns rumzuhängen und auch dafür, dass ihr die Tage darauf so interessiert wart an unserem Reiseverlauf. Da sich dieser Bericht hier eher auf die Tramperei bezieht, werde ich unseren Aufenthalt in Stobreč nicht weiter vertiefen. Eins bleibt nur zu sagen: Ehm, hallo? Hat hier jemand Meerblick gebucht? 3 Tage im Zelt direkt am Meer sind schon unglaublich großartig!
 
Der Plan war von Stobreč aus nach Split zu fahren und dort eine Nacht zu bleiben um am folgenden Tag einen Canyoning Ausflug zu machen. Als wir verschiedene Couchsurfer angeschrieben haben, hat uns der liebe Ben aus Ludwigsburg direkt geantwortet. Wir konnten zwar nicht bei ihm schlafen, er lud uns aber dazu ein, ihn bei seiner Reise auf die Insel Vis zu begleiten. Na gut, dann halt ab auf die Insel. Es ging dann also auf der Fähre von Split nach Vis. Und von der Stadt Vis ins wundervolle Städtchen Komiža. Knapp haben wir hier leider das Goulash-Disko-Festival verpasst (googelt einfach wenn ihr mehr dazu wissen wollt. Das Festival steht auf jeden Fall für nächstes Jahr im Kalender!).
 
Nach 2 Tagen Inselluft ging es dann wieder mit der Fähre nach Vis. Ben gab uns den Tipp die Halbinsel Murter zu besuchen, also planten wir das natürlich ein. Wir verbrachten eine Nacht in Split beim Couchsurfer Joseph, der uns wie selbstverständlich in seinem eigenen Bett hat schlafen lassen. Er selbst ist aufs Sofa ausgewandert. Wir durften bei ihm sogar Wäsche waschen und seine Küche benutzen. Endlich Salat essen und nicht nur Brot und Nudeln mit Pesto! Knaller! Er hat sich zu uns dazu gesetzt beim Essen und von sich und seinem Leben erzählt. Der Ex-NewYorker reist schon eine Weile in Europa rum, bleibt da wo es ihm gefällt und arbeitet von den schönsten Orten der Welt aus. Man könnte wirklich neidisch werden bei seinen Geschichten. Wie auch immer. Am selben Abend fand ein Couchsurfer Treffen am Hafen von Split statt. Auch hier haben wir wahnsinnig tolle Menschen kennengelernt, von denen uns auch angeboten wurde mit ihnen mitzufahren. Wir hielten aber an unserem Plan fest. Nach dem gemütlichen Treffen zeigte uns Joseph kurzerhand noch die Stadt. Split ist wirklich ein Erlebnis. Ich weiss nicht, ob es an der Müdigkeit lag oder der Dankbarkeit, die Harry und ich die Tage über allen tollen Menschen gegenüber verspürt haben, aber wir haben tatsächlich beim Anblick dieser zauberhaften Stadt das ein oder andere Tränchen verdrückt.
 
Am folgenden Tag haben uns Geli und Uwe in ihrem Wohnmobil eingesammelt und mitgenommen zur Mautstelle Richtung Murter. 


Nach 2 verzweifelten Stunden in der prallen Sonne - zur Erinnerung: Harry und ich sind Team Sonnenstich - hielt ein Heidelberger Ehepaar, das soeben ihre Tochter zum Flughafen gefahren hat. Nach einer kurzen landeskundlichen Einführung in die Umgebung, fuhren uns die zwei direkt auf einen Campingplatz, den sie für sehr passend für uns empfanden. Nicht, dass sie uns davor rausgeschmissen haben, nein, sie haben uns direkt auf den Campingplatz gefahren. „So Mädels, das is der Platz. Hier vorne am Meer isses zwar schön, aber es windet hier doch nachts so arg. Deswegen fahr ich jetzt mal hier links rein… Hier is super. Da habt ihr’s nicht weit zu den Sanitäranlagen, habt hier tolle Olivenbäume für Schatten, hier könnt ihr euer Zelt aufbauen und seht sogar zum Meer. Anmelden auf dem Platz könnt ihr euch auch morgen noch, kein Stress. Also dann, tschüüühüüüß.“ Ah. Okay. Ehm. Danke! Jetzt waren wir also auf einem Campingplatz auf der Halbinsel Murter, kurz vor dem Städtchen Betina. Wir wollten aber natürlich zu dem Geheimtipp Strand von Ben. So ging’s nach ‘ner Essenspause und ‘ner Runde Kopf unters Wasser halten mit einem Sonnenstich im Anfangsstadium wieder rauf zur Hauptstraße. Kaum hatten wir unsere Rucksäckchen abgestellt hielt ein Auto an. An Board ein ungefähr 19 Jahre alter Tscheche. Er bot uns an uns direkt zum Supermarkt Konzum (schön, dass der Name hier Programm ist) zu bringen. Dort angekommen zeigten wir ihm auf der Karte den Strand, an dem wir unser Zelt, feierlich auf den Namen handy Mandy getauft (wegen dem unbeschreiblich handlichen Trageerlebnis (Quechua Wurfzelt)), hinwerfen wollten. Er erklärte uns genau wo wir lang laufen sollten, um dorthin zu gelangen. Nach einem ausgiebigen Einkauf, den wir zusätzlich zu handy Mandy, heavy Herbert und heavy Helga kaum tragen konnten, standen wir also vor dem Supermarkt. Kurzerhand wollten wir uns einen Einkaufstrolli aus dem Supermarkt ausborgen, um alles transportieren zu können. Als ich dann nochmal rein bin um weitere Lebensmittel einzukaufen, die wir ja nun ohne Probleme transportieren konnten, kam Harry freudestrahlend rein „Ey, der Tscheche fährt uns direkt an den Strand. Ich bring grad nur den Trolli zurück. Ich geh dann auch mal wieder, unsere Rucksäcke (in denen ALLES drin war) sind nämlich schon im Auto und der Kerle ist ja jetzt damit alleine.“ Nach einem kurzen Moment der Panik und der Überlegung was wir jetzt machen, wenn alles fehlt, verließ ich schließlich ebenfalls den Konzum und stieg ins Auto. Er erzählte uns, dass er Ferienwohnungen vermittelt, an diesem Tag aber noch nach Hause fahren würde. Er freut sich auf daheim, Sonne und Strand mag er nämlich gar nicht. Er wusste selber nicht genau, wieso er dann einen solchen Job im sonnigen Kroatien macht. Nach kurzer Zeit kamen wir dann endlich an unserem Ziel, dem gar nicht mal so geheimen Strand auf der Halbinsel, an. Harry legte sich, sonnenstichbedingt, in den Schatten, während ich los zog um einen geeigneten Platz für unser Zelt zu finden. Nachdem ich eine vom Strand abgehende Halbinsel abgelaufen war, auf der jeder mögliche Zeltplatz voll mit benutztem Toilettenpapier war, entschieden wir uns auf den Campingplatz ums Eck zu gehen. Beste. Entscheidung. Ever! Entschuldigung? Harry, Tanja? Ihr hattet Meerblick gebucht? Ein weiteres Mal durften wir unser Zelt direkt am Meer aufstellen. Der familiengeführte Campingplatz mit 10 Stellplätzen war perfekt! Für insgesamt 15€ die Nacht machten wir uns dort also breit. 
 
An dieser Stelle ein kleiner Einschub, der weniger mit dem Trampen zu tun hat. Auf diesem Campingplatz haben wir wahnsinnig tolle Menschen kennengelernt. So viel Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft auf einem Haufen war wirklich unglaublich. Wir haben Essen geschenkt bekommen, durften Sachen in den Kühlschrank räumen, wurden zum Radler eingeladen, durften Taucherbrillen ausleihen, haben geschnittene Melonenhäppchen an den Strand gebracht bekommen während wir uns gesonnt haben, uns wurden Muscheln und Seeigel aus dem Meer gebracht „als kleine Erinnerung ans Meer, für euch Mädels“, unser Zelt wurde sturmsicher gemacht und und und. Die Rede ist von Monika und Ralf, das wunderbare Ehepaar aus der Nähe von Trier. Die zwei haben wie kaum eine andere Person unsere Reise bereichert und wahnsinnig interessant gemacht. Wir haben Familienbilder gesehen, Geschichten von ihren Kindern und Enkelkindern gehört. Und das so ausführlich, dass wir das Gefühl bekamen, die Kinder und Kindeskinder selbst zu kennen. Während eines üblen Sturms hat gefühlt der halbe Campingplatz die Wohnmobile aufgeräumt und die Autos ausgeräumt, damit Harry und ich im Notfall unterkommen. Wir sind unsagbar dankbar über so viel Nächstenliebe und sind nach wie vor sprachlos, wie viel Interesse die ganzen Menschen an uns und unserer Reise hatten/haben. Props auch an Michi und Steven, danke für Brötchen, Hammer und Quinoa mit dem Gemüse aus dem eigenen Garten.


Nach 4 Tagen auf diesem idyllisch paradiesischen Fleckchen Erde war es an der Zeit weiter zu ziehen. Auf demselben Campingplatz lernten wir Milena aus Graz und Hedi aus Freiburg kennen. Ihr könnt euch nicht vorstellen wie froh Monika und Ralf waren, dass „die Mädels Anschluss gefunden haben. Schau wie schön!“. Milena und Hedi boten uns an uns mitzunehmen auf ihrer weiteren Reise. Na spitze, läuft doch schon wieder wie am Schnürchen! Also fuhren wir gemeinsam, nach einem entspannten letzten Tag auf der Halbinsel, in Richtung des Nationalparks mit den Krka Wasserfällen. Wir durften sogar bei den Mädels im Bus schlafen. Eine wahre Erleichterung für mich, da ich nach zwei Nächten bei Gewitter im Zelt nervlich zusehends dem Ende zuging. Ihr könnt mal Harry fragen, wie es so war mit einer Person die panische Angst im Zelt bei Gewitter hat. Sie wird euch sicher gerne von der Nacht auf der Campingplatztoilette, mit Klopapier als Socken und in Unterhose erzählen. Auf jeden Fall waren wir sehr erleichtert die Nacht im Bus verbringen zu können. Nachdem wir am darauffolgenden Tag die Krka Wasserfälle besichtigten, fuhren wir am selben Abend bis nach Graz. Wie selbstverständlich durften wir natürlich bei Milena übernachten. Danke Mädels für die zwei schönen Tage mit euch! Danke, dass wir mitfahren durften. Danke für die Wandertipps, für das tolle Frühstück, für die Buchtipps und die tollen Unterhaltungen! See you in Vienna!

Nachdem wir zwei weitere Nächte im wunderschönen Graz verbrachten (Geheimtipp: Mohneis beim Eis-Greissler, eine wahre Offenbarung, versprochen!) setzten wir uns schließlich am Donnerstag, den 22.10.16, nach exakt 14 Tagen, in einen Fernreisebus nach Linz. Das trampen mussten wir leider ausfallen lassen, da Harry krank wurde. In Linz angekommen wurden wir von Lukas und Carina, zwei Freunden von uns, aufgesammelt und in Gmünd abgesetzt. Danke Carina und Luki für den Shuttleservice und dass ihr extra später los seid als geplant, ihr seid spitze!

Nach einem guten Gösser Radler an der Rems endete unsere abenteuerliche Reise im eigenen Bett, großartig!

Wir sind unheimlich dankbar, dass wir so viele tolle Menschen kennenlernen durften. So viele Menschen, die uns völlig selbstverständlich mitgenommen haben, uns geholfen haben, uns Tipps gegeben haben und sich um uns gesorgt haben. Danke für 14 Tage voller Liebe <3
An alle Zweifler - wie ihr hier lesen konntet: es ist möglich 14 Tage per Anhalter unterwegs zu sein. Dadurch ergaben sich für uns wahnsinnig viele tolle neue Kontakte, wir haben viel gelernt, auch und vor allem über uns selbst! Diese Erfahrung kann uns niemand mehr jemals nehmen. Traut euch! Teilt eure guten Erfahrungen und regt Leute dazu an selbst zu trampen oder zumindest Tramper/innen mitzunehmen!

 
Danke Harry für diesen zauberschönen Urlaub!
Love, Peace and Harmony.